Shay & Frey: verborgen im Schnee [BEENDET]

Shay & Frey: verborgen im Schnee [BEENDET]

Frey saß in seinem Käfig und rutschte näher an das ewig brennende Feuer. Der eisige Wind pfiff ihm um die Ohren, doch er spürte ihn kaum noch. Er zog sich den dicken Mantel aus Eisbärfell enger um die Schultern und summte eine Melodie vor sich hin, die er von den Mönchen aufgeschnappt hatte. Wieso fliehst du nicht, Frey? Ich habe dir doch gezeigt, wozu meine Augen fähig sind. Meldete sich Delphi in seinem Kopf. Frey lächelte. "Ich weiß nicht wie. Und die Mönche brauchen mich doch." Daraufhin schwieg das Orakel. Das tat sie immer, wenn sie beleidigt oder nicht derselben Meinung war, wie Frey. Sie hatte einen wirklich merkwürdigen Charakter, aber Frey mochte sie. Immerhin war sie seine einzige Freundin, die er dort oben hatte.
Er hörte der Melodie des Windes zu und drehte seinen Kopf gen Himmel. Sein goldenener Vogelkäfig thronte auf der Spitze des höchsten Berges und nur ein steiler, vereister Pfad führte zu ihm. Einmal täglich erklommen die Mönche diesen Pfad, um eine Weissagung zu erhalten. Frey hatte nie verstanden, warum sie es sich so aufwändig machten, aber als er sie gefragt hatte, hatten sie nur knapp geantwortet, es hätte mit Buße zutun und dies ginge ihn nichts an. Er seufzte leise. Was er wohl morgen für eine Weissagung treffen musste? Ihm graute schon vor dem  Schmerz, der immer durch seine Augen zuckte, wenn er in die Zukunft sah. Ihm graute auch vorm Schlafengehen. Er würde bestimmt wieder Träumen und musste dann wieder davon erzählen... Dabei war er so schlecht im Beschreiben von Dingen und in letzter Zeit... Träumte er immer öfter den gleichen Traum. Jedes Mal wenn er sich schlafen legte, sah er diesen Mann vor sich. Ein Mann mit spitzen Ohren und Haaren wie Feuer. Er hatte nicht verstanden, was dieser Traum zu bedeuten hatte und bis jetzt schwieg er den Mönchen gegenüber. Er wusste nicht wieso, aber ein Gefühl, tief in ihm verborgen, riet ihm davon ab über diesen Traum - über diesen Mann - zu sprechen.

Re: Shay & Frey: verborgen im Schnee

Die Gerüchte über das Orakel von Grönland hatten sich verbreitet wie ein Lauffeuer. "Die Prophezeiungen des Orakels treffen immer zu", "Das verändert die Welt des Wahrsagens für immer!", "Man sagt, es könnte dir sogar deinen Tod voraussagen." Im Gegensatz zu ein paar seiner Kontakte, war Shay allerdings nicht besonders überzeugt. Die Wahrsager Welt geriet schnell in Auffuhr, wenn etwas Neues geschah und so kam es nicht zum ersten Mal zu Übertreibungen und überdramatisierten Geschichten. Dennoch hatte sich ein seltsames Gefühl des Misstrauens in dem Elfen breit gemacht, seitdem er das erste Mal von "Grönlands Orakel" gehört hatte. Das Gerücht hielt sich länger, als Shay gedacht hatte. So lange, dass ihm irgendwann selbst die Neugier packte und er beschloss der Sache selbst auf den Grund zu gehen. Statt seinen Urlaub also wie normalerweise, an irgendeinen wärmeren Ort zu verbringen, hatte sich der rothaarige Winterausrüstung eingepackt und war nach Grönland gereist.
Das Kloster hatte er schnell gefunden, doch wie erwartet, wollten ihm die Mönche nicht direkt zu dem Orakel führen.

"Es tut uns leid, Sir, aber sie müssen verstehen, das wir unser Orakel schützen müssen. Gegen ein paar Kronen könnte ich sie jedoch in die heutige oder morgige Weissagung einweihen."
Shay hatte versucht sich den Misstrauen nicht anmerken zu lassen, als er mit dem Mönch gesprochen hatte. Letztendlich hatte er ihm ein paar Kronen in die Hand gedrückt.
"Die morgige bitte, wann wird die Weissagung getroffen?"
"Einer unserer Brüder wird die Weissagung gleich am Morgen erhalten, sie können gegen 10 Uhr hier sein."

Shay war sich fast sicher, dass es sich hier um einen Betrug handelte, doch um Beweise zu sammeln, musste er das Orakel selbst sehen. Also hatte er bereits früh am Morgen vor dem Kloster gewartet, bis tatsächlich einer der Mönche hinausgetreten war, um sich auf den Weg zu machen. Shay war ihm, so gut es ihm eben möglich war, unauffällig gefolgt doch als er ihm verloren hatte, war er auf sein Pendel angewiesen, mit welchem er sich langsam den Weg Richtung Orakel gebahnt hatte.
Immerhin wusste er jetzt, warum die Mönche nur eine Weissagung pro Tag anboten. Dieser Weg war wirklich schrecklich kompliziert und anstrengend. Mittlerweile bekam Shay allerdings das ungute Gefühl, dass tatsächlich mehr hinter diesen Orakel steckte, als er zunächst angenommen hatte. Irgendetwas stimmte hier nicht, soviel verrieten ihm auch die Schwingungen an diesen Ort. Erschöpft von den langen und mühsamen Weg, erreichte Shay schließlich den Gipfel des Berges. Mit dem Anblick, dem sich ihn dort bot, hatte der Elf allerdings nicht gerechnet.
Eine tiefe Sorgenfalte zeichnete sich auf seinem Gesicht ab, als er den goldenen Käfig erblickte und sein Herz verkrampfte sich als er tatsächlich eine Person im Inneren ausmachen konnte. Bei den Sternen...was ist das für ein Ort? Kurz stand der Elf wie angebunden da und hörte der Melodie zu, die das Orakel summte. Schließlich trat er aber vorsichtig näher, den Blick dabei die ganze Zeit auf die Person im Inneren gerichtet. Shay entging nicht, dass die klägliche Gestalt sich gegen die Gitterstäbe lehnte, im Versuch der Wärme des Feuers, welches in der Nähe brannte, näherzukommen. Bei dem Anblick wurde ihm schlecht. Eine ganze Weile kam kein Geräusch aus seinem Mund, eine ganze Weile war Shay sprachlos, doch schließlich schaffte er es etwas hervorzubringen. "Wer bist du, Kind?" Von seiner realtiv gefassten Tonlage war der Elf selbst überrascht.

Re: Shay & Frey: verborgen im Schnee

Freys Augen schmerzten noch von der Weissagung die er vorhin tätigen musste. Er hatte grausame Bilder sehen müssen, konnte diese aber mal wieder nur in kryptisch verformten Worten wiedergeben. Er kuschelte sich in das Eisbärfell. Wie hältst du es nur aus, seit Jahrtausenden von Jahren diese Bilder zu sehen und dich niemandem mitteilen zu können, Delphi? Fragte er seine Freundin. Sie lachte traurig in seinem Kopf. Ich habe mich daran gewöhnt und mein Schicksal akzeptiert... Sagte sie. Frey antwortete nicht, sondern lehnte sich an die Gitterstäbe und summte wieder vor sich hin. Er bemerkte Shay erst, als er zu sprechen begann. Er zuckte leicht zusammen. Noch ein Mönch? Nein. Bilder zuckten vor seinen Augen vorbei und seine Träume fielen ihm wieder ein. Konnte es sein? 
Er rutschte von dem Gitter weg, hin zum Feuer. Die Mönche hatten ihm eingetrichtert, dass er Fremden nicht trauen durfte. "Und wer bist du?" Fragte er und seine Stimme zitterte. Er hatte keine Ahnung ob seine Vermutung zutraf. Was wenn die Weissagung von vorhin schon eingetroffen war und was wenn der Fremde ihn umbringen wollte? 

Re: Shay & Frey: verborgen im Schnee

Frey gab ihn keine Antwort und konterte stattdessen mit einer Frage. Shay bemerkte das sie zitterte, ob wegen der Kälte oder aus Angst konnte er nicht sagen. "Das ist eine berechtigte Frage, schätze ich", erwiederte er nach kurzem Schweigen. Wenn er wollte, das Frey ihm eine Antwort gab, musste er die Sache ruhiger angehen, auch wenn der Elf sehr viele Fragen hatte und diese am liebsten sofort stellen würde. "Mein Name ist Shay", stellte er sich also vor, diesmal bemüht in einen ruhigen Ton zu sprechen. "Ich bin ein Wahrsager und bin hergekommen, weil ich von einem Orakel gehört habe...bist du das?" Fragte er, diesmal vorsichtig, nach. 

Re: Shay & Frey: verborgen im Schnee

Frey hörte genau zu. "Shay..." Wiederholte sie seinen Namen. Was ist ein Wahrsager? Fragte er sich. Sie schwieg eine ganze Weile und brauchte Zeit zum nachdenken. Auch auf Shays Frage reagierte Frey nicht. Ich muss sicher gehen, dass er mich nicht umbringen will! "Was willst du hier? Willst du mich umbringen?" Fragte sie gerade raus. Freys Herz klopfte ganz aufgeregt und er war sicher, dass man es hören würde.

Re: Shay & Frey: verborgen im Schnee

Erneut reagierte Frey auf seine Frage nicht, doch Shay ließ sich davon nicht unterkriegen. Seine Frage schockierte den Elfen dann doch etwas. "Nein, nein ich will dich nicht umbringen!" Antwortete er sofort. Wie kam der Hexer nur darauf? Das war das genaue Gegenteil von dem was er wollte. Was haben sie nur mit ihm gemacht? Shay hatte sich vorgenommen Frey hier rauszuholen, egal unter welchem Umständen er hier war. Er würde ihm keinesfalls in diesen Unwürdigen Bedingungen zurücklassen. "Ich...ich möchte dir gerne helfen", erklärte er den Hexer daher, "Ich will dich dort rausholen. Du bist doch sicher nicht freiwillig dort drin, oder?"

Re: Shay & Frey: verborgen im Schnee

Erleichtert seufzte Frey auf. "Oh gut." Sagte sie und schon waren ihre Befürchtungen weg gewischt. Warum sollte Shay auch lügen? Sie besaß eine kindliche Naivität und war sehr leichtgläubig - zu leichtgläubig. Frey lächelte. Er war wirklich sehr froh, dass Shay ihm nicht antun wollte. Bei seinen Worten legte er aber den Kopf schief. "Freiwillig? Wie meinst du das? Ich war schon immer hier. Und was meinst du mit helfen? Geht es mir schlecht?" Fragte sie verwirrt. Frey kannte ja schließlich sein Leben lang nichts anderes als den Käfig. Die Mönche hatten schon seine Mutter ausgemacht, bevor Frey überhaupt auf die Welt gekommen war und so war sie hier geboren und aufgewachsen. Das seine Mutter nach der Geburt von den Mönchen umgebracht wurde und als Opfer für das versiegelungs Ritual herhalten musste, wusste Frey nicht. So hegte er auch keinen Groll gegen die Mönche. Für ihn war all das völlig normal.

Re: Shay & Frey: verborgen im Schnee

Frey schien ziemlich naiv. Unter anderen Umständen hätte Shay das schlecht gefunden, doch gerade kam es ihm gelegen. "Ich war schon immer hier..." Die Umstände waren also noch sehr viel schlimmer, als Shay zunächst befürchtet hatte. Der Elf konnte nicht anders, als Frey fassungslos anzusehen. Eine Mischung aus Wut und Trauer machten sich in ihm breit. Dieses Kind wurde schon sein Leben lang in diesem wiederwertigen Käfig festgehalten. Kurz sammelte sich Shay, er wusste gar nicht richtig wie er weiter machen sollte. Ich muss mich beruhigen, ich will sie nicht verschrecken. Der Elf atmete nochmal tief durch, ehe er wieder sprach. "Ich würde sagen das deine Umstände schlecht sind, ja. Es ist nicht normal eine Person ihr ganzes Leben lang in einem Käfig wie diesen festzuhalten", erklärte er vorsichtig und musterte Frey dabei. Die Augenbinde war ihm gleich aufgefallen, welchen zweck hatte sie? Doch Shay wollte die Hexe nicht mit Fragen überfallen. 

Re: Shay & Frey: verborgen im Schnee

"Oh..." Sagte er. Er wusste nicht so richtig, was er jetzt denken sollte. "Bist du dir sicher? Die Mönche haben mir gesagt, sie wollen mich so beschützen, weil ich das Orakel von Delphi in mir trage." Erklärte Frey. Er war verunsichert. Vielleicht sollte er erstmal mehr über Shay herausfinden, um sicher zu gehen ob er ihm glauben konnte. Frag ihn nach seinem Aussehen! Meldete sich Delphi da in seinem Kopf. Sein Aussehen? Wieso sollte sie ihn nach seinem Aussehen fra - ohhh... Dann fiel der Groschen auch bei Frey. "Du Shay? Sag mal wie siehst du eigentlich aus? Ich - äh - frage für eine Freundin." Das war nicht mal gelogen, immerhin hatte Delphi ihn auf die Idee gebracht und er wollte auch nicht so offensichtlich zeigen, dass er selbst es war, der an Shays Antwort interessiert, auch wenn gerade diese Art der Formulierung vielleicht etwas... Unglücklich gewählt war. Aufregung kribbelte in ihrem Bauch. Ob dor Träume tatsächlich etwas damit zu tun hatten?

Re: Shay & Frey: verborgen im Schnee

Natürlich haben ihr die Mönche das erzählt...Es war immerhin das selbe was sie ihm erzählt hatten. Im Gegensatz zu Frey, wusste Shay aber dass das eine Lüge war. Das hier diente nicht den Schutz, es war ein Gefägnis. Als Frey sagte, das er das Orakel von Delphi in sich trug, wurde dem Elf dann schließlich auch bewusst warum die Mönche Frey gefangen hielten. Seine Hände ballten sich unfreiwillig zu Fäusten. Er hatte nie darüber nach gedacht, ob es möglich wäre ein so mächtiges Orakel einzusperren, doch scheinbar war es diesen Mönchen gelungen. Das erklärte, zumindes auch die Gerüchte. Als Frey ihm nach seinen Aussehen fragte, hob er etwas überrascht die Brauen. Delphi, denn das musste ja die Freundin sein von der er sprach, wollte sein Aussehen wissen? "Ich habe lange, rote Haare, bin relativ groß, habe braune Augen...", begann er aufzuzählen. Auch wenn ihm die Frage etwas seltsam erschien wollte er Delphi und Frey antworten.